PARADISE NOW!?

Politik – Religion – Gewalt im Spiegel des Films

 

08.-11.06.2006

Seefeld/Tirol

 

Mit den Ereignissen des 11. Septembers 2001 ist die Religion als bedeutender politischer Faktor wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Nicht nur selbst ernannte Führerfiguren, wie Osama Bin Laden und seine Mitstreiter, berufen sich für ihre terroristischen Gewaltakte gerne auf Gott, auch die Gegenseite, vornehmlich in Gestalt des gegenwärtigen amerikanischen Präsidenten, schickte gerne (ihren) Gott in den Ring, wenn es galt, mit (Gegen)Gewalt gegen tatsächliche oder vermeintliche Schurken und Bösewichte vorzugehen. Ein flüchtiger Blick auf die Terroranschläge des World Trade Centers und die politischen Ereignisse,die diesem Akt gefolgt sind, bestätigt daher für viele Menschen die Ansicht, dass Religion grundsätzlich oder wesentlich zur Erzeugung und Verstärkung von Fanatismus, Hass und Gewalt beitrage und daher die Religion aus der politischen Sphäre so weit wie möglich zurück zu drängen sei.

Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass vielfach religiöse Gruppierungen und ihre Führer sich intensiv für einen gewaltfreien Dialog zwischen verfeindeten Gruppen, für Frieden und gegenseitige Versöhnung einsetzen und auch hartnäckig eine neue, gerechtere Weltordnung als Basis für einen dauerhaften Frieden einfordern.Woher kommt diese paradoxale Rolle der Religion(en), einerseits als eine die Gewalt und andererseits als eine den Frieden fördernde Kraft?

Die Auseinandersetzung mit exemplarischen, in Filmen oft sehr hautnah erzählten Menschenschicksalen kann helfen, die komplexen und wechselvollen Zusammenhänge von Religion, Politik und Gewalt tiefer verstehen zu lernen. Anspruchsvolle filmische Erzählungen und Berichte zeigen zudem sehr anschaulich, dass eine einfache Scheidung in Opfer und Täter, in Gut und Böse problematisch, ja häufig sogar unmöglich ist.

Im Symposium werden folgende Dokumentar- und Spielfilme in den Blick genommen: Drei Filme aus Deutschland, die sich mit dem Nationalsozialismus und seinem ganz spezifischen Amalgam aus Politik und Religion – sowohl affirmiered als auch kritisch – auseinandersetzen; und 3 Filme über den Israel-Palästina-Konflikt. Im Blick auf fiktive und authentische Lebensschicksale in krisenhaften und abgründigen Lebenssituationen soll insbesondere der Frage nachgegangen werden, wie und unter welchen Bedingungen Religionen einen Beitrag zu Frieden und Versöhnung leisten (können) und wo sie stattdessen Feindschaft, Hass und Gewalt entfesseln oder verstärken.

 

Tagungsprogramm

Donnerstag, 8. Juni 2006

  • Ab 15.00: Konferenzregistrierung im Foyer des Kongresszentrums Seefeld
  • 18.00 Uhr: Abendessen
  • 19.30 Uhr: Eröffnung und Begrüssung
  • Wolfgang Palaver (ARGE „Politik-Religion-Gewalt); Joachim Valentin (Forschungsgruppe „Film und Theologie“); Helmut Kopp (Freundeskreis der Friedenglocke des Alpenraumes); Dietmar Zingl (LEO-Kino Innsbruck); Gerhard Larcher/Dietmar Regensburger (Tagungsleitung)
  • 19.45 Uhr: Christian WESSELY (Graz): Einführung in den Film von Leni Riefenstahl
  • 20.15 Uhr: Filmanalyse TRIUMPH DES WILLENS (114′)

Freitag, 9. Juni 2006

  • 9.00 Uhr: Rainer Bucher (Graz): Die Theologie Hitlers
  • 9.45 Uhr: Claus Bärsch (Duisburg): Die politische Religion Adolf Hitlers; Moderation: Gerhard Larcher
  • 10.30 Uhr: Kaffepause
  • 11.00 Uhr: Diskussion mit Claus Bärsch, Rainer Bucher und Christian Wessely; Moderation: Gilbert Weiss
  • 12.30 Uhr Mittagessen
  • 14.15 Uhr: Filmanalyse PROMISES (106′)
  • 16.00 Uhr: Kaffepause
  • 16.30 Uhr: FILMGESPRÄCHE in moderierten Kleingruppen; Gesprächsleiter: Stefanie Knauss (Graz), Charles Martig (Zürich), Daria Pezzoli-Olgiati (Zürich), Joachim Valentin (Frankfurt), Ulrike Vollmer (Wales; Gesprächsgruppe in Englisch)
  • 18.15 Uhr: Abendessen
  • 19.30 Uhr: Filmanalyse MY TERRORIST (60′)
  • 20.45 Uhr: Filmanalyse PARADISE NOW (90′)

Samstag, 10. Juni 2006

  • 9.00 Uhr: Yulie Cohen Gerstel (Tel Aviv): „Instead of Being Afraid,We Hate“: Discussion with the Director of MY TERRORIST about her Film and the Situation in Israel; Moderator:Wolfgang Palaver (Innsbruck)
  • 10.00 Uhr: Kaffepause
  • 10.30 Uhr: Rabbi Yehoshua Engelman (Jerusalem): Interreligious Dialogue – About Forgiveness and Reconciliation from a Biblical Perspective
  • 11.15 Uhr: Gerda Riedel (Augsburg): Interreligious Dialogue – Competent Response of Powerlessness to the Escalation of Power; Moderator:Wolfgang Palaver (Innsbruck)
  • 12.30 Uhr Mittagessen
  • 14.00 Uhr: Filmanalyse SOPHIE SCHOLL: DIE LETZTEN TAGE (117′)
  • 16.00 Uhr: Kaffepause
  • 16.30 Uhr: Fred Breinersdorfer (Berlin): Werkstattgespräch mit dem Drehbuchautor zu SOPHIE SCHOLL: DIE LETZTEN TAGE; Gesprächsleitung: Peter Hasenberg (Bonn)
  • 18.15 Uhr: Abendessen
  • 19.30 Uhr: Interreligiöses Gebet für den Frieden bei der Friedensglocke des Alpenraumes
  • 20.45 Uhr: Filmanalyse DER NEUNTE TAG (93′)

Sonntag, 11. Juni 2006

  • 9.00 Uhr: Roman Siebenrock (Innsbruck): Martyrium: Sterben für Gott? Theologische Archäologie eines verschütteten Ideals; Moderation: Gerhard Larcher (Graz)
  • 10.00 Uhr: Kaffepause
  • 10.30 Uhr: Volker Schlöndorff (Berlin): Filmgespräch mit dem Regisseur zu der DER NEUNTE TAG
    • Gesprächspartner: Jszef Niewiadomski (Innsbruck) und Reinhold Zwick (Münster)
    • Moderation: Dietmar Regensburger (Innsbruck)
  • 13.00 Uhr: abschliessendes Mittagessen

 

Tagungskonzeption und Leitung:

Dietmar Regensburger, Gerhard Larcher und Christian Wessely